Rostocker HC – Pfeffersport 20:19 (10:13)

Rostock Die Damen des Rostocker HC haben in der Oberliga Ostsee- Spree zurück in die Erfolgsspur gefunden. Nach zwei Auswärtsniederlagen gewannen die Rostock Dolphins am späten Samstagnachmittag das Spitzenspiel gegen den Tabellenführer Pfeffersport daheim mit 20:19 (10:13). Somit beträgt der Rückstand des RHC auf den Spitzenreiter nun drei Punkte. Neuer Tabellendritter ist Grün Weiß Schwerin, das seine zwei Punkte gegen Angermünde am grünen Tisch bekam und von der Spandauer Niederlage in Neubrandenburg (26:24) profitierte. 

Das erhoffte spielerische Feuerwerk, das man bei der Ansetzung Zweiter gegen Erster eventuell erwarten durfte, war die Begegnung am 17. Spieltag über weite Strecken nicht, war viel mehr von Kampf und gerade zum Finale von Spannung geprägt. Doch bis es soweit war, gehörte der Beginn den Gästen aus Berlin. Nach elf Minuten führte Pfeffersport bereits mit 2:6. Indes probierte es der Rostocker HC zunächst mit einer offensiven Deckungsvariante, deren Wirkung aber leider verpuffte. Augenscheinlich stimmte die Abstimmung in der heimischen Abwehr nicht, so dass man immer wieder überspielt wurde und sich in 1:1- Situationen wiederfand, die die Gäste für sich zu nutzen wussten. Die Gastgeberinnen fanden ihrerseits nur in den ersten Minuten passende Antworten bei eigenem Ballbesitz. Frühzeitig vergaben sie zwei Siebenmeter und ließen auch bei den sich durchaus bietenden Chancen aus dem Spiel heraus zu viel liegen. „Man hat der Mannschaft nach den beiden Auswärtsniederlagen eine gewisse Verunsicherung angemerkt“, gab Ute Lemmel nach Spielende zu. „In den letzten Spielen hat es mit der offensiven Ausrichtung in der Verteidigung gut geklappt, das war heute leider nicht der Fall.“ Alles in allem hatte die RHC- Trainerin nach dem 3:7 durch Tabea Alm genug gesehen und nahm ihre grüne Karte zur Hand (13.). Wenig später ging so etwas wie ein Ruck durch das Rostocker Spiel. Nach dem man sich bereits auf eine kompaktere 6:0- Formation in der Abwehr verständigt hatte, bekam die zuvor meist chancenlose Sara Peters erstmals die Möglichkeit, sich auszuzeichnen (17.). Einige Augenblicke später traf Frances Krüger zum 6:9 (20.). Dieser 3- Tore- Rückstand hatte auch zur Halbzeitpause bestand. Nachdem die Pausensirene ertönt war, verwandelte Celin Kellert einen Siebenmeter zum 10:13.

Auch nach Wiederanpfiff konnte Pfeffersport seinen Vorsprung zunächst behaupten und sogar ausbauen: Svjetlana Kresovic traf in der 43. Minute zum 12:17. Zwar zeigten sich die Rostocker Damen in der Defensive weiter relativ sattelfest und bekamen durch den Wechsel auf Nadine Berger im Tor zusätzliche Sicherheit, doch in der Offensive haperte es gehörig. Nach eigenem Ballgewinn wollten erste und auch zweite Welle nicht richtig klappen. Auch das nötige Wurfglück war dem RHC bis Mitte der zweiten Halbzeit nicht hold, so z.B. beim Pfostentreffer von Lena Bunke (13:17/ 46.). Die Gäste aus Berlin traten bis zu diesem Zeitpunkt mit einer gewissen Selbstverständlichkeit und der Souveränität des Ligaprimus‘ auf. Nahezu jede Aktion war nun hart umkämpft, was den Tabellenführer aber nicht sonderlich zu beeindrucken schien. Einzig das Angriffsspiel wirkte mehr und mehr eindimensional. Immer wieder schloss Pfeffersport zu zentral ab, ohne in die Breite zu gehen. Bei allen Unzulänglichkeiten, die das Rostocker Spiel an diesem Nachmittag aufwies, so konnte man den Dolphins in punkto Mentalität keinen Vorwurf machen. Angeführt von Liza Johannisson, die mit gutem Beispiel und viel Elan voranging, blies der RHC zur Schlussattacke, welche beinahe im Sande verlaufen wäre. Hätte Tabea Alm nach knapp 55 Minuten ihren Siebenmeter zum 17:20 verwandelt, wäre das Spiel wahrscheinlich entschieden gewesen. Glücklicherweise blieb es für die Rostockerinnen in diesem Fall beim Konjunktiv. Im direkten Gegenzug scheiterte Celin Kellert noch von Rechtsaußen, doch kurze Zeit später traf sie zum 18:19 (58.). Und aus Rostocker Sicht wurde es noch besser. Etwas mehr als eine Minute vor dem Ende erzielte Frances Krüger mit ihrem fünften Treffer das 19:19. Erstmals seit der fünften Minute war der Spielstand wieder ausgeglichen. In dieser dramatischen Schlussphase war auch das Glück auf Rostocker Seite. Hatte man über die gesamte Spielzeit bei mehreren kniffligen Schiedsrichterentscheidungen das Nachsehen gehabt, so ebneten zwei Zeitstrafen und ein Siebenmeter den Weg zum neunten Heimsieg der Saison. Wie schon zur Pause trat erneut Celin Kellert kurz vor Ende der Spielzeit zum Siebenmeter an. Die junge Linkshänderin behielt die Nerven und verwandelte zum 20:19. Ein schneller Berliner Ball zum Wiederanwurf misslang- der Rest war pure hanseatische Freude. Zum ersten Mal führten die Rostock Dolphins in dieser Begegnung und behielten die Punkte letztendlich an der Ostsee.

Pfeffersports Trainer Marcus Grande gratulierte dem RHC nach Spielende fair, wenn auch ein wenig überraschend zu einem „verdienten Sieg“. „Wenn Du nur sechs Tore in der zweiten Halbzeit wirfst, dann reicht das nicht. Wir haben zu wenig in die Breite gespielt und zu oft den Weg durch die Mitte gesucht. Außerdem hatte Rostock auf der Torhüterposition durch den Wechsel einen Vorteil. Zum Schluss sind sie dann über die Mentalität gekommen.“

Ute Lemmel nahm die Glückwünsche ihres Gegenübers entgegen und nahm auch das Thema Mentalität in ihre Analyse auf: „Wir haben es der gegnerischen Torhüterin mit unserem Abschlussverhalten lange zu einfach gemacht. Wenn sie schon unten ist, darfst Du nicht auch noch nach unten werfen. Wie die Mannschaft dann aber in der Schlussviertelstunde agiert und Willen gezeigt hat, hat mir gefallen.“

Am kommenden Sonnabend geht es für Ute Lemmel und ihre Mannschaft ausnahmsweise nur bis kurz vor die Berliner Stadtgrenze. Um 16.30 Uhr wird man vom Tabellenvorletzten, dem MTV Altlandsberg erwartet. Der Drittligaabsteiger verlor am Sonntag sein Auswärtsspiel beim BFC Preussen mit 24:18. Tabellenführer Pfeffersport wird am gleichen Tag um 16 Uhr vom VfV Spandau erwartet.

Spielfilm:
2:3 (5.), 2:5 (10.), 4:9 (15.), 6:9 (20.), 8:12 (25.), 10:13 (Hz.) – 11:15 (35.), 12:16 (40.), 13:17 (45.), 15:18 (50.), 17:19 (55.), 20:19 (End.)

Siebenmeter:
RHC: 5/3, Pfeffersport: 5/4

Zeitstrafen:
RHC: 8 Minuten, Pfeffersport: 6 Minuten

So spielte der Rostocker HC:
N. Berger, S. Peters – V. Bladt, L. Dalinger, C. Kordt, L. Johannisson (5), L. Schultz (1), A. Rohde, F. Krüger (5), C. Kellert (6/3), L. Bunke (2), J. Böhme, H. Strack, A. Fränk (1), V. Schlegel, S. Powierski