Rostocker HC – SV Fortuna ‘50 Neubrandenburg 28:27 (14:17)

Rostock Es ist die letzte Szene eines dramatischen Landesderbys. Nele Reimer erwischt in einer Abwehraktion ihre Gegenspielerin unglücklich im Gesicht, die Schiedsrichter entscheiden in der letzten Spielsekunde auf Rote Karte für die RHC-Kapitänin und Strafwurf für Neubrandenburg. Fortuna erfolgreichste Werferin Madlen Kloska (7) nimmt sich den Ball. Drei Strafwürfe hatte sie bis zu diesem Zeitpunkt bereits verwandelt. Die Schiedsrichter pfeifen an, und Kloska wirft in die untere linke Ecke. Es ist genau die Ecke, für die sich die zweite Dolphins-Kapitänin, Torhüterin Lena Clasen, entschieden hat. Mit einer Glanzparade wehrt sie den Ball ab und ist Sekunden später in der Traube ihrer jubelnden Mitspielerinnen verschwunden. Mit dem 28:27 im letzten Heimspiel dürfen sich die Delfine bereits am vorletzten Spieltag erneut für den Meistertitel in der Nord-Ost-Staffel der dritten Liga feiern lassen.

Es war alles angerichtet für das Landesderby in der Fiete-Reder-Halle. Hüpfburg für die Kleinsten, Halbzeitspiel für die Fans und eine gut gefüllte Halle sorgten für gute Stimmung. Auch die Rollen schienen vor der Partie klar verteilt. Der Tabellenführer Rostocker HC wollte mit einem Heimsieg gegen das Schlusslicht Fortuna Neubrandenburg endgültig den Meisterschaftssack zumachen. Aber RHC-Trainer Dominic Buttig hatte bereits im Vorfeld gewarnt: „Dass Fortuna in der Liga durchaus mithalten kann, zeigen die vielen knappen Ergebnisse, sodass wir das Spiel aufgrund des Tabellenplatzes auf keinen Fall auf die leichte Schulter nehmen sollten.“

Vor Spielbeginn gab es eine Gedenminute für Horst Repschläger. Das Ehrenmitglied des Vereins ist in der Nacht vom 26. zum 27. März nach langer Krankheit verstorben. In Anwesenheit seiner Frau Rosi spielten die Delfine zu Ehren ihres treuen Fans mit einem Trauerflor.

Es begann alles durchaus erwartungsgemäß. Trotz der Anfangsnervosität führten die Gastgeberinnen in der 4. Spielminute mit 2:0 und lagen auch nach einem Treffer von Jette Köppen (5) in der 9. Spielminute immer noch mit 6:4 vorn. Doch dann zeigten die Fortunen, dass der aktuelle Tabellenplatz bei weitem nicht dem Leistungsvermögen der Gäste entspricht. Fortunen-Trainer Kay Butzlaff hatte bereits am Vormittag am Rande des C-Jugend-Spiels versprochen: „Wir wollen das Ganze möglichst lange offen gestalten, werden dem RHC den Meistertitel nicht schenken.“ In der 20. Minute führte das Team aus der Vier-Tore-Stadt mit 12:9 und lag auch zur Pause (17.14) noch in Front. Währen das junge Gästeteam unbekümmert aufspielte, merkte man den Dolphins die Nervosität deutlich an. Einfache Ballverluste und Fehlwürfe waren die Folge.

Auch der Start in den zweiten Durchgang gehörte den Gästen, die durch einen Doppelpack sogar auf 19:14 (32.) enteilen konnten. Eines kann man dem Tabellenführer allerdings auch an diesem Tag definitiv nicht absprechen. Der Kampfgeist bei den Dolphins war da, beim 20:21 (42.) durch Nicole Rotfuß war man wieder dran. Noch einmal zog Fortuna etwas davon, doch das intensive Spiel hatte Kraft gekostet. Nach dem 26:22 (46.) gelang den Gästen für fünf Minuten kein Treffer mehr. In der 53. Spielminute erzielte Linkshand Megan Pieth (3) vor den begeisterten Zuschauern das 26:26. Noch einmal gingen die Gäste in Führung doch zwei Treffer von Lidia Halawczak sorgten für den Endstand, an dem auch zwei Auszeiten und der oben beschriebene Strafwurf nichts mehr ändern konnten.

Währen die Mannschaft ihre Torhüterin, den glücklichen Erfolg und den Meistertitel gemeinsam mit ihren Fans feierten, musste Dominic Buttig erst einmal kräftig durchatmen: „Neubrandenburg hat ein richtig gutes Spiel gemacht. Uns merkte man vor allem in der ersten Halbzeit eine gewisse Nervosität an, den Sack mit der Meisterschaft zumachen zu können. Am Ende war es ein Arbeitssieg, der sicher nicht schön war.“

Am kommenden Samstag um 18:00 Uhr steht für den alten und neuen Meister das letzte Punktspiel beim SV Henstedt-Ulzburg auf dem Programm. In der kommenden Woche sollen dann durch den DHB auch die Modalitäten für die Aufstiegsrunde zur zweiten Bundesliga bekannt gegeben werden.

OM

Spielfilm:
2:0, 4:2, 6:4, 6:6, 7:6, 9:9, 9:12, 10:14, 14:17 – 14:19, 16:21, 20:21, 20:24, 22:26, 26:26, 26:27, 28:27

Siebenmeter:
RHC: 6/6, Fortuna: 6/4

Zeitstrafen:
RHC: 8 Minuten (inkl. Rote Karte), Fortuna: 8 Minuten

So spielte der Rostocker HC:
Lena Clasen, Sara Peters, Kiana Zidorn – Vanessa Bladt, Britt Punzius (5), Liza Johannisson (1), Nele Reimer (10/6), Sonia Siemko, Jana Grützner, Lidia Halawczak (2), Jana Kokot, Patryca Drewnik (1), Jette Köppen (5), Megan Pieth (3), Nicole Rotfuß (1)