Die Handballerinnen des Rostocker HC konnten es kaum fassen: Trikots übergezogen, Konfetti in der Luft, Sprechchöre auf den Lippen – „Zweite Liga, hey, hey!“ Der ersehnte Aufstieg ist geschafft.

Nach Jahren in der Drittklassigkeit und der Oberliga Ostsee-Spree ist die Rückkehr ins Bundesliga-Unterhaus perfekt. Mit einem überzeugenden 29:20 (9:10)-Erfolg beim Frankfurter HC sicherte sich das Team von Trainer Dominic Buttig am 1. Juni das Ticket für die 2. Liga.

„Es fühlt sich einfach unglaublich an“, strahlte Torjägerin Emma Mirabell Dubrau. Für Coach Buttig ist der Aufstieg die Krönung seiner dreijährigen Aufbauarbeit: „Ich bin extrem stolz auf die Mannschaft – sie hat sich das redlich verdient.“

Dabei hatte der Trainer noch einen Überraschungseffekt in petto: Obwohl der Aufstieg bereits vor Spielbeginn feststand – dank des gewonnenen direkten Vergleichs – informierte er nur Kapitänin Nele Reimer darüber. Seine Absicht: die volle Konzentration und Spannung bis zur letzten Sekunde aufrechterhalten. Der Plan ging auf.

Nach zwei vergeblichen Anläufen in den vergangenen Jahren zeigte sich das Team diesmal in Bestform. „Wir haben in den letzten zwei Jahren viel durchgemacht und daraus gelernt“, sagte Reimer. „Jetzt sind wir auf allen Positionen besser aufgestellt – und gefährlich.“

Der RHC begann stark und setzte Frankfurt mit einer aggressiven 3:2:1-Deckung unter Druck. Nach einer 5:2-Führung (10. Minute) geriet das Spiel jedoch ins Stocken. „Da hat die Mannschaft zu viel gewollt“, analysierte Buttig nüchtern.

In der Halbzeit appellierte er an die Ruhe seiner Spielerinnen – mit Erfolg. Nach dem Seitenwechsel drehten die Rostockerinnen auf, zogen mit einem 4:0-Lauf auf 19:15 davon und bauten ihren Vorsprung souverän aus. Die Gastgeberinnen wirkten zunehmend platt – ein klarer Kontrast zum Rückrunden-Duell, das Frankfurt noch für sich entschieden hatte. „Da war noch eine offene Rechnung“, betonte Dubrau.

Während Frankfurt und Kirchdorf noch um das letzte Aufstiegsticket kämpfen, ist das letzte Saisonspiel der Dolphins bei der HSG Freiburg (ebenfalls schon aufgestiegen) am 7. Juni nur noch Formsache. Dubrau: „Wir wollen trotzdem noch einen draufsetzen.“

Nach einer kurzen Pause richtet sich der Fokus auf die neue Spielklasse. Buttig weiß, worauf es ankommt: „Wir müssen körperlich zulegen, vor allem in der Defensive. Und auch das Tempo- und Passspiel muss auf ein neues Level.“

Mit Neele Ahrndt (18, Linkshänderin) und Ylva Tants (20, Torhüterin) stoßen zwei Talente vom Buxtehuder SV zum Kader. Weitere Verstärkungen – besonders im Rückraum – sind geplant. „Mit dem Aufstieg wird es nun etwas leichter, interessante Spielerinnen zu überzeugen“, so der Sportliche Leiter.

Groß war auch die Begeisterung bei Vereinschef Steffen Bockhahn: Trotz geringster finanzieller Mittel – viele Spielerinnen erhalten lediglich eine Aufwandsentschädigung unterhalb der Minijob-Grenze – bringt das Team Woche für Woche Höchstleistungen. „Sie trainieren fünfmal die Woche und opfern ihre Wochenenden – das ist nicht selbstverständlich.“

Die Rückfahrt nach Rostock wurde zur rollenden Party. Schon vor der Brandenburg-Halle wurde weiter gefeiert – passend zum Kindertag tanzte das Team ausgelassen zu „Der Gorilla mit der Sonnenbrille“.