Handballerin und Ärztin Victoria Schlegel steht auf und neben der Platte zu ihren Entscheidungen / Aktuell hilft sie dem Team der Intensivstation der Uniklinik
Rostock „Vici hält uns seit vielen Jahren die Treue. Auf sie ist immer Verlass. Gerade in der laufenden Saison hat sie als Kapitänin Verantwortung übernommen, setzt sich für die Mannschaft ein. Ihre Einsatzbereitschaft und ihr Kampfgeist sind für einige Spielerinnen beispielgebend“, sagt Olaf Meyer, Vorstandsvorsitzender des Handball-Viertligisten Rostocker HC über Victoria Schlegel.
Etwas verwundert blicken ihre großen dunklen Augen trotzdem drein, als NNN-Autor Klaus-Peter Kudruhs die 31-Jährige bittet, für ein Porträt einige Fragen zu beantworten. „Warum ich?“, lautet die Frage der Assistenzärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie an der Rostocker Universitätsklinik. In Zeiten der Corona-Krise wäre dies schon ein Grund, mit Victoria Schlegel allein zu diesem Thema zu sprechen. Ursächlich ging es aber um ihr Wirken als Handballerin und Kapitänin bei den Rostock Dolphins.
Sportlich möchte Victoria Schlegel den RHC gerne in die 3. Liga führen, doch „gegenwärtig gibt es ganz andere Sorgen. Ich werde ab sofort aktiv das Team der Intensivstation der Universitätsmedizin Rostock in der Bekämpfung der Pandemie unterstützen“.
Victoria Schlegel stammt aus Ribnitz-Damgarten, wurde dort im Februar 1989 geboren und ging später in Wismar zur Schule. Dieser Weg wurde 2006 mit dem Besuch der Highschool in den USA sowie einem Degree – amerikanische Hochschulreife – fortgesetzt. Zwei Jahre später bestand sie die Prüfungen zum deutschen Abitur und begann danach in Rostock ein Medizinstudium. Bis 2015 absolvierte Victoria Schlegel dieses erfolgreich, schrieb ihre Doktorarbeit und durfte sich ein Jahr später schon Dr. med. nennen. „Mein Ziel ist es einmal eine anerkannte Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie zu werden und zu sein“, so schildert sie ihre weiteren Vorhaben. „Von meinen Eltern habe ich immer alle Unterstützung erhalten, schulisch und beruflich, um zu schaffen und zu werden, was ich jetzt bin.“
Auch sportlich fügt Victoria Schlegel hinzu und geht über zum Thema Handball: „Mein Papa und meine Oma waren hier gewissermaßen meine Vorbilder, beide spielten ebenfalls Handball“, berichtete sie weiter. „Vor dem Handball war ich im Schwimmverein und habe Ballett getanzt.“ Seit 1998 eiferte sie als Schülerin und Jugendliche bei der TSG Wismar ihrem großen Handball-Idol Stefan Kretzschmar nach und wechselte 2008 mit dem Rostocker HC in die 2. Bundesliga. Für die verbleibende Zeit als aktive Handballerin möchte die Ärztin gesund und fit bleiben sowie so viel Erfahrung wie möglich ans junge Team weitergeben.
Zu ihren Stärken und Schwächen befragt, meinte die 31-Jährige nach kurzer Überlegung: „Ich bin ein ehrlicher und extrem ehrgeiziger Mensch. Beides kann manchmal sowohl Stärke als auch Schwäche sein. Ansonsten bin ich zielstrebig. Wenn ich mich für etwas entscheide, dann zu 100 Prozent. Und ich stehe zu meinen Entscheidungen.“
So auch zu der, im Alter von knapp zehn Jahren anzufangen, Handball zu spielen. In Wismar war Detlef Thormann ihr erster Coach, der seinen Schützlingen die Grundlagen für diesen Sport vermittelte. „Wir schauten da auch oft bei den Frauen zu, die in der 2. Bundesliga spielten. Da wollten alle von uns mal hin“, erinnerte sich Victoria Schlegel, ehe ihr Studium sie zum Nachbarn und Landesrivalen nach Rostock führte. „Außer im Tor und im Rückraum rechts habe ich über kurz oder lang schon auf allen anderen Positionen gespielt. Am wohlsten fühle ich mich aber tatsächlich inzwischen auf der Außenbahn. Da ist es mir egal ob rechts oder links, weil ich hier meine großen Stärken ausnutzen kann: Das Ablaufen mit Auge und meine Schnelligkeit.“
In der Jugend wurde sie mit ihren jeweiligen Teams Landesmeisterin und norddeutscher Meisterin. In der A-Jugend erreichte sie mit der TSG Wismar sogar das Final Four um die Deutsche Meisterschaft. Mit dem Rostocker HC spielte Victoria Schlegel schon zwei Serien in der 3. Liga. „Da möchte ich durchaus mit den Dolphins noch einmal hin, bevor ich die Handballschuhe an den berühmten Nagel hänge“, gibt sie ein nächstes sportliches Ziel vor. „Ob meine Leistung die nächsten Jahre dann noch für die Dolphins reicht, müssen Ute Lemmel und Torsten Deil als meine jetzigen Trainer entscheiden. Es muss ja auch geguckt werden, ob man ins Gesamtkonzept passt, aber ich hoffe, noch ein paar Jahre für die Dolphins spielen zu dürfen.“ Egal, was passieren und wie sich nach der Corona-Krise alles entwickeln wird, ohne Sport kann sich Victoria Schlegel ihr Leben nicht vorstellen. Schwimmen, laufen, sich einfach fithalten. Zurückblickend meint die Ärztin abschließend: „Ich würde ehrlich gesagt nichts in meinem Leben anders machen, denn ich kann mit Glück und Stolz sagen, dass ich sehr zufrieden bin. Ich arbeite in meinem Traumjob, der zwar manchmal stressig ist, mir jedoch immer sehr viel Spaß macht. Ich darf und kann mit dem Handball immer noch meinem Lieblingshobby nachgehen. Zudem bin ich auch privat gerade sehr glücklich. Jede kleine Entscheidung hat mich hier hergebracht und zu dem gemacht, was ich bin. Auch im Sport. Ich glaube, Respekt verdiene ich mir hier vor allem durch meine Einstellung sowie Leistung. Trotz der vielen Arbeit bin ich bei fast jedem Training, gebe immer 100 Prozent und laufe vorneweg, ob in der Halle oder draußen bei den Konditionseinheiten. Zudem versuche ich, den Mädels mit meiner Erfahrung zu helfen und ich glaube, das schätzen die meisten auch.“
„Vici“ Privat
Stichwort 1. Liga?
Ich hatte schon zwei, drei Angebote aus der 1. Bundesliga, habe mich aber für meine berufliche Karriere und die Nähe zu meiner Familie entschieden.
Weitere Interessen?
Ich lese und reise sehr gerne. Ich liebe es, andere Kulturen und Orte zu erforschen.
In der Freizeit?
Die verbringe ich am liebsten mit meiner Familie, Freunden und auch gerne mal entspannt alleine mit einem Buch in der Badewanne.
Musik?
Am liebsten höre ich elektronische Musik.
Bücher?
Zuletzt habe ich von Bella Forrest die Schattenreich-Saga gelesen.
Film/Theater?
Ich gucke gerne Fantasy- und Mystik-Filme. Ins Theater, in eine Oper oder ein Ballett, gehe ich auch gerne. Ich versuche mir, bei meinen regelmäßigen Städtereisen immer irgendwelche Theaterstücke oder Ballettvorstellungen anzuschauen.
Lieblingsessen?
Ich liebe die italienische Küche, egal ob Pizza, Pasta oder Salat und was es da noch alles Schönes gibt. Das Einzige, was ich beim Essen nicht mag, sind Thunfisch und Senf.
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